Constanze und Marion, beide Anfang/Mitte 50, ziehen von München aufs Land. So richtig aufs Land: nach Tachlried, ein 1.500-Seelen-Ort. Über eine Anzeige haben sie ein renovierungsbedürftiges Austragshäusl zur Miete gefunden. Die Maler- und Tapeziermeisterin Marion zaubert innerhalb einer guten Woche daraus ein schönes Zuhause, während ihre Partnerin Constanze von ihrem Friseur- und Schönheitssalon in München aus mehr die organisatorischen Arbeiten übernimmt. Sorgen, dass sie als lesbisches Paar Vorurteilen oder gar Anfeindungen ausgesetzt sein könnten, haben beide nicht: Schließlich ist das 21. Jahrhundert auch im oberbayerischen Outback angekommen!
Dass zwei Lesben zugezogen sind, spricht sich in Tachlried schnell herum. Die Einheimischen sind jetzt hautnah mit Homosexualität konfrontiert, die ihnen bislang lediglich in der Theorie bekannt war. Aber jetzt leben "solche" mitten unter ihnen! Die Auseinandersetzung mit dem polarisierenden Thema zerrt bei manchen Tachlriedern das Beste aber auch das Schlechteste in ihnen an die Oberfläche. Bietet ein Ventil für unterschwellig Arbeitendes, Unterdrücktes, lange Schwelendes.
Marion und Constanze zwischen den Fronten; der Weg zu dem erhofften, ruhigen Landleben scheint holprig zu werden.
Reinschnuppern können Sie schon: Die ersten 20 Seiten Leseprobe
Gerne vernehme ich erste Meinungen.
Lesbenleuchten über Tachlried (Arbeitstitel)
Kommentare
Thema und Setting ist Super👍. Ich gehe mal davon aus, bei der Leseprobe handelt es sich um eine Rohfassung, der noch etliche Überarbeitungsprozesse bevorstehen. Hierzu ein paar Tipps:
1. Sprache: Für meinen Geschmack viel zu viele Füllwörter. Da den Rotstift ansetzen. Würde dem Schreibstil gut tun und der Geschichte Drive geben.
2. Bei den wörtlichen Reden wäre weniger mehr. Dafür etwas mehr Tiefe in den Dialogen. Außerdem wirken die Formulierungen „wer sagt wann was“ erzwungen und stören den Lesefluss.
3. Erzählperspektive: Liest sich wie ein persönlicher Erzähler?
-> dann stören mich die Wechsel der Perspektiven innerhalb eines Kapitels, das verwirrt.
-> und die Perspektivfehler, z.B. scheint in der ersten Szene Frau Westner die Perspektivfigur zu sein. Woher soll sie wissen, das beim Installateur „ein Bild angenehm auffrischt“???
4. Figuren(Entwicklung): Mir wurde nicht klar, wer denn nun die Hauptfigur ist, mit wem soll sich der Leser identifizieren? Da fehlt der Sog, der „Hook“, der den Leser in die Story reinzieht. Z.b. eine fesselnde Atmosphäre, ein Konflikt, der gleich ordentlich kracht, oder eben mit der Basis einer Figur Erwartungen in die Entwicklung erweckt.
Ansonsten hat die Story echt Potential, da kann man schon was draus machen.
zunächst herzlichen Dank, dass Sie an Ostern so viel Zeit in meine Leseprobe investiert und sich Gedanken gemacht haben. Meine Manuskripte werden zwar nicht von einer professionellen Verlagslektorin gelesen, aber von einer gnadenlos ehrlichen, intellektuell und emotional intelligenten Privatlektorin, die mich aus der Leserinperspektive auf Unlogiken, Brüche in der Story und lieber zu streichende Szenen hinweist. Wenn ihr nichts unangenhm aufstößt, sowohl sprachlich als auch erzähllogisch, passt es.
Verwirrende Perspektivwechsel: Wenn ich aufzeigen möchte, was die direkte Konfrontation mit Homosexualität bei einigen konservativen Dörflern auslöst, werde ich natürlich deren Perspektive einnehmen (müssen). Und immer wieder auch die von Constanze und Marion, die Auslöser sind und mit unschönen Reaktionen umgehen müssen. Die Lesenden werden sich mit mehreren Protagonisten identifizieren, weil wiedererkennen in ihren eigenen Vorurteilen, Ängsten, Starrheiten, aber auch in ihrer Toleranz.
Was meinen Perspektivfehler in der Metzgerei angeht: Vor und nach dem Satz "Das Bild frischte angenehm in ihm auf", sprach der Installateur. Wieso sollte Frau Westner die Perspektivfigur sein? Die Ladenszene ist eine beschreibende, objektive: Ein kurzer Spot, ein Entree, wie das Dorf tickt.
Dialoge sind - für mich - das Wichtigste in einem Roman; zuviel - wohl kaum. Mehr Tiefe in ihnen? Kommt! Wir sind bei Seite 20 am Anfang, beim Fährtenlegen.
Der Sog fehlt Ihnen? Warum muss es gleich am Anfang ordentlich krachen? Das Konfliktfeld ist eröffnet.
Nochmals herzlichen Dank für Ihre Einschätzung ob des Potentials meiner Story. Und für Ihre intensive Auseinandersetzung mit dem Anfangstext meines neuen Romans. Sie haben aus schreib-fachlicher Sicht in Manchem sicher Recht, aber ich schreibe aus dem Bauch und jede Leserin hat ihren persönlichen Geschmack. Die geschätzten 368.440 Schreibkurse und -tipps im Web sind mir wurscht. Bin ich arrogant? Ja, kann durchaus sein. Es könnte aber auch sein, dass ich weiß, was ich tue.
Liebe Grüße
Rena K. Wendell
freut mich riesig, dass Sie zu meinem Beitrag so ausführlich geantwortet haben - dazu mein großes Dankeschön!
Zunächst halte ich Sie keineswegs für arrogant. Maximal maße ich mir an, Ihnen ein gesundes Selbstbewusstsein zu unterstellen und das ist ja auch gut so! Genauso bin ich mir sicher, dass Sie genau wissen, was sie tun.
Was meine Tipps betrifft; dies sind zum Teil Punkte, die meinem subjektiven Empfinden entsprungen sind, aber auch Aspekte, die mir meine Lektorin auch schon um die Ohren gehauen hat. Sie zu beherzigen, hat mich unheimlich weitergebracht, ehrlich! Daher mein Impuls davon ruhig auch mal andere profitieren zu lassen. Ich hoffe, ihnen damit nicht auf die Füße getreten zu sein. Falls doch, meine aufrichtige Entschuldigung hierfür!
Ansonsten wünsche ich ihnen noch viel Spaß am neuen Roman und Erfolg damit. Ich bin mir sicher, dass Konstanze und Marion im erzkonservativen Tachelried noch so einiges erleben werden und freu mich darauf (auch als hetero Mann) in ihrem Buch darüber zu lesen. Wie gesagt, super Setting und großes Thema!!! Sollten sie noch Interesse am literarischen Austausch haben, egal welcher Art, ich freue mich immer von ihnen zu hören/lesen und möchte ihnen vorab gerne das persönlichere „Du“ anbieten.
Liebe Grüße, Harry
keine Sorge, du bist mir nicht auf die Füße getreten. Wenn dem so wäre, hätte meine Antwort einen etwas anderen Ton gehabt.
Freilich können wir im Austausch bleiben. Über welchen Weg? Eher öffentlich les-/sichtbar oder privat? Ich habe mich von den US-Monopolisten und Trump-Pudelchen wie Zuckerberg und Musk social-media-mäßig verabschiedet und bin im Fediverse unterwegs. Aktuell auf Pixelfed (social-media-Logo oben rechts), einem Pendant zu Instagram und demnächst auf https://troet.cafe, einem Facebook-Pendant. Die Server werden dezentral verwaltet, es gibt keine Datensammelei oder unsichtbar manipulierende Algorithmen, keine Werbung. Kann, nein: muss ich total empfehlen, auch wenn die Reichweite natürlich nicht an die socmed-Giganten heranreicht.
Tja, wie machen wir das nun?
Übrigens, falls du des Münchnerischen mächtig bist, lade ich dich auf meine Mundartseite ein: https://www.aufguadmuenchnerisch. Damit ist mein Pseudonym zwar gelüftet, aber das ist mir ehrlich gesagt wurscht. Ich möchte meinen bescheuerten Namen nur nicht auf meinen Romanbüchern sehen.
Dann liebe Grüße fürs Erste
Rena
Sau guad ... dass Du geantwortet hast UND Deine Mundartseite. Genau meine Wellenlänge. Bin des Münchnerischen mächtig, sogar in der Landeshauptstadt geboren und aufgewachsen. Trotzdem bezeichne ich mich nicht als Münchner, sondern als »Sendlinger«.
Aber wie die Protagonistinnen in deinem aktuellen Projekt, ein Landflüchtiger und in einem erzkonservativen Dorf gelandet. Ausgerechnet auf einem alten Bauernhof (Kindheitstraum) zwischen Kirche und Wirtshaus. Kommt gut an, wenn du da sonntags um 10:00 »Hells Bells« oder »Es lebe der Zentralfriedhof« etwas lauter hörst :-)) Trotzdem, vielleicht auch genau deswegen, lieben mich die Eingeborenen irgendwie ... Donnerstags am Abend darf ich inzwischen sogar an ihrem Stammtisch sitzen und spiele ihnen dann ein bisschen was auf der Steirischen vor. Des mengs und singa mid, manchmoi danzns a. Die Wirtin freut sich, weil seitdem auch die Leute aus den umliegenden Dörfern kommen und der Laden voll ist ... Mein Beitrag gegen das Wirtshaussterben auf dem Land.
Beruflich bin ich mindestens dreimal die Woche in MUC unterwegs. Ich liebe die Stadt, trotz des brutalen Wandels, (noch) immer. Genauso wie den Kontrast Großstadt und Dorf. Was ich wohlwollend zur Kenntnis nehme; die typischen Hirnbeiß-Dackel kommen auf Münchens Straßen wieder verstärkt zum Vorschein.
Was ich dagegen hasse – und das ist das Einzige, was ich wirklich hasse, weil ich sonst recht tolerant bin, sind Lastenfahrräder (hoffe du hast keins). Und die vermehren sich leider noch stärker in der Weltstadt mit Herz, als der Hirnbeiß-Dackel.
Soweit zu München. Ach ja, Hintergrundbild auf meinem Smartphone ist der oide Bäda. Mein persönlicher Held ist der Schmied von Kochel (der Typ am südlichen Ende der Lindwurmstraße, gegenüber der alten Sendlinger Kirche, aber vermutlich kennst´n eh) und 60er Fan bin i a.
Meine Autorenkarriere steckt noch in den Kinderschuhen. Ich hab ihr jedoch eine klare Richtung vorgegeben. Vertreter durch eine (Münchner) Literaturagentur, Verlagsvertrag bei einem der fünf größten Publikumsverlagsgruppen und mindestens eine Woche in der Spiegel Bestsellerliste. Utopisch für das Erstlingswerk eines No-Name-Autors? Größenwahnsinnig? Ganz bestimmt! Aber das ignoriere ich. Wenn ich ein Ziel erreichen will, arbeit ich so, als wäre es das Normalste auf der Welt, die Sache auf die Reihe zu bringen. Funktioniert immer, warum solls dann beim Schreiben anders sein?
Die ganzen Bühnemänner und wie diese Coaches im Netz sonst noch alle heißen, sind mir inzwischen genauso wurscht wie dir! Was ich zum Austausch suche, ist jemand mit Herz und Verstand, der/die im gleichen Autorenboot sitzt und mit ähnlichen Sorgen und Nöten kämpft wie ich. Jemanden, der mir Honig ums Maul schmiert, brauch ich nicht. Dafür manchmal eine ehrlich kritische Meinung, die eben nicht dem Autoren-Einmaleins Einheitsbrei entspringt (Obwohl sich der am besten verkaufen lässt ...) Mal gegenseitig helfen, zum Beispiel: » ... fällt dir dazu was ein ...«, »... was findest du besser, so oder so ...« Die Augen öffnen, oder öffnen lassen, wenn man in der Betriebsblindheit versinkt. Oder kennst du den berühmten Darling, eine Textstelle, die so geil formuliert ist, dass Du sie über alles liebst ... in Wahrheit bringt sie deinen Roman keinen Meter weiter. Jeder erkennt das, nur man selbst nicht ...
Wobei es mir dann auf privater, nicht öffentlicher Ebene, z.B. per E-Mail, lieber wäre.
Freu mich, wieder von dir zu hören, und Wünsche einen wunderbaren ersten Mai. Ich ordne dich im Glockenbachviertel ein ... hab ich das auf deiner Seite gelesen, oder ist das nur eine Intuition? Fällt mir grad ein, die Glockenbacher stellen immer einen rosaroten Maibaum auf, auch cool, oder?
Liebe Grüße und bis bald!
Harry